Ideen
Menschen
Visionen
Moritz Springer
Autor, Regisseur, Tonmann
und auf der Suche nach dem Guten Leben
Filme
Journey to Jah
2013, 95 min, Moritz Springer & Noel Dernesch
Der Dokumentarfilm JOURNEY TO JAH erzählt vom Suchen und Finden einer spirituellen Heimat in einem fremden Kulturkreis und begleitet dabei Menschen, die eines verbindet: Musik.
Sieben Jahre lang folgten die zwei Regisseure Noël Dernesch und Moritz Springer sowie Kameramann Marcus Winterbauer (u.a. „Rhythm is it“) den beiden europäischen Ausnahmekünstlern des Reggae GENTLEMAN und ALBOROSIE auf der Suche nach Authentizität jenseits der westlichen Konsumgesellschaften im Land von Rastafari und Reggae: JAMAIKA. Neben den beiden Europäern lernen wir die Jamaikanische Musikerin Terry Lynn und den Rasta Natty kennen. Ihr Leben kontrastiert den Traum der beiden Europäer und macht deutlich Jamaika und Rasta ist noch soviel mehr als One Love und Unity.
PROJEKT A
Eine Reise zu anarchistischen* Projekten in Europa
2015, 85 min, Moritz Springer & Marcel Seehuber
Ein Dokumentarfilm über die politische Idee der Anarchie und ihre konkrete Umsetzung in sehr unterschiedlichen Projekten.
Finanzkrisen und Flüchtlingsströme, soziale Ungleichheiten und ökologische Katastrophen, Kriege und Terrorismus – wie ein Hochgeschwindigkeitszug rast unsere Zivilisation auf eine Wand zu. Am Steuer sitzen Regierungen, die scheinbar nicht in der Lage sind die Probleme der Menschen zu lösen. Aber sind die Regierungen nicht vielmehr Teil des Problems? Was wäre die Alternative?
PROJEKT A ist ein Film, der sich den üblichen Klischees über Anarchismus widersetzt und zeigt: Eine andere Welt ist machbar. Er bricht mit den gängigen Klischees über Steinewerfer und Chaoten. Er eröffnet viel mehr den Blick auf eine Bewegung, die das Unmögliche fordert, an den Grundfesten unserer Gesellschaft rüttelt und gerade deshalb das Augenmerk auf zentrale ungelöste Fragen unserer Zeit lenkt. Der Film handelt von einer politischen Bewegung, ihrer Theorie und den Menschen, die sich für deren Verwirklichung einsetzen. Ob im anarchistisch geprägten Stadtviertel Exarchia in Athen, bei Antiatomkraft Aktionen in Deutschland, bei der weltweit größten anarchosyndikalistischen Gewerkschaft in Spanien, einer katalanischen Kooperative oder beim genossenschaftlich organisierten Kartoffelkombinat in München: Die Aktivisten setzen ihre Visionen in die Tat um, unabhängig von staatlichen Strukturen, gleichberechtigt und mit dem Ziel einer solidarischen Gesellschaft vor Augen. Eine Welt, in der niemand herrschen soll über Wissen, Ressourcen, Grund und Boden oder andere Menschen.
Mein Opa, Karin und ich
2020, 90 min
Was ist eigentlich Familie? Auf welche Weise prägen uns die Schicksale unserer Vorfahren? „Mein Opa, Karin und ich“ ist der intime Einblick in die familiäre Lebenswelt des Filmemachers. Die Großeltern sind alt und bedürftig, sie leben in einer Seniorenresidenz. Der Opa erwartet, dass seine Tochter Karin sich um ihn kümmert – jetzt, wo die Oma es nicht mehr schafft. Und Karin besucht sie auch regelmäßig, obwohl ihr die eigenen Eltern fremd sind und sie mit ihrem eigenen Leben beschäftigt ist. Ungelöste Konflikte brechen auf. Vater und Tochter leiden. Der Enkel will vermitteln zwischen dem ehemaligen Nationalsozialisten und seiner Mutter, die im Zuge der 1968er-Bewegung nach neuen Lebensmodellen und Frauenrollen gesucht hat. Sie rebelliert gegen die SS-Vergangenheit ihres Vaters, sowie die spießige Lebensweise ihrer Eltern. Der Film zeichnet ihre unterschiedlichen Perspektiven nach, die auch ein Stück bundesdeutsche Geschichte sind, und stellt sie einander gegenüber. Großvater und Mutter ringen um eine Annäherung und der Enkel fragt sich, warum sie so schwierig zu sein scheint. Doch je länger die Auseinandersetzung andauert, desto stärker wird ihm bewusst, dass auch er in diesen Generationskonflikt verwickelt ist. Und so kommt es unerwartet zu einem offenen Austausch zwischen Karin und ihrem Sohn. Die Rollen von Interviewer und Interviewten verwischen. Die Kamera ist dabei Teil des Geschehens. Sie lässt die Zuschauer nah ans Familiengeschehen heran, ohne sie zu Voyeuristen zu erklären.
DAS KOMBINAT
2023, 90 min
Der Dokumentarfilm DAS KOMBINAT begleitet über einen Zeitraum von 9 Jahren das Kartoffelkombinat aus München auf seiner bewegenden Reise von der idealistischen Idee zur größten Solidarischen Landwirtschaft in Deutschland.
Den beiden Gründern Daniel Überall und Simon Scholl dient dabei der Anbau von Gemüse als trojanisches Pferd, um eine viel größere Idee voranzutreiben. Die beiden wollen ein anderes Wirtschaftssystem, eine Alternative zur kapitalistischen Produktionsweise. Sie fragen sich, wie produzieren wir Dinge, wer besitzt die Produktionsmittel und wer soll am Ende von dieser Produktion profitieren? Auf den Weg dorthin tauschen dann sowohl ganz konkrete gärtnerische als auch persönliche Probleme auf und plötzlich steht das Projekt kurz vor dem Scheitern.
Über mich
Anfänge
Ich wurde 1979 in Starnberg geboren. Allerdings wirklich nur geboren. Starnberg hatte ein der ersten alternativen Geburtskliniken. Direkt nach der Geburt ging’s zurück ins Münchner Westend, wo ich aufgewachsen bin, bis zum Abitur lebte und früh auf dem Bolzplatz mit Fußball anfing.
Aus der vom Opa erträumten Fußballkarriere wurde allerdings nichts. Stattdessen machte ich mir ab 15 Gedanken über andere Formen des Zusammenlebens. Meine Eltern, die sich selbst als 78er Generation bezeichnen und neben den Studium einen der ersten Kinderläden Münchens gründetet, mögen nicht ganz unschuldig an dieser Auseinandersetzung sein.
Auch die gemeinsamen Reisen nach Indonesien, in die U.S.A., Costa Rica, Venezuela haben mich stark geprägt und ein Interesse für andere Kulturen und Perspektiven geweckt. Nach dem Abi zog es mich für ein halbes Jahr nach Nord und Westafrika. Mit Flugzeug, Bus, Zug und LKW reiste ich von Ägypten bis nach Südafrika. In Äthiopien wurde der Grundstein für mein erstes ernst zu nehmendes Filmprojekt gelegt. Es dauerte aber drei Jahre bis ich die Idee überhaupt anging.
Dokumentarfilme
Die Faszination für das Medium Film tauchte früh auf. Nach diversen Erfahrungen bei Spielfilmen in Bayern und einem Praktikum in Hollywood war aber klar, der Dokumentarfilm soll es sein. Mich interessiert die Arbeit mit Menschen und die Möglichkeit einzutauchen in deren Realitäten.
Film war und ist für mich ein Medium mich mit Themen zu beschäftigen, die mich bewegen. So entstand auch JOURNEY TO JAH aus meiner Begegnung mit Rastafari in Äthiopien in Shashamane. Es dauerte dann ganze 10 Jahre bis daraus mein Dokumentarfilmdebüt wurde, der unter anderem den Publikumspreis auf dem Züricher Filmfest und den Preis der DEFA Stiftung beim Max Ophüls Preis gewann.
Bei PROJEKT A war es der Anarchist Horst Stowasser, der mich inspirierte der Frage nachzugehen, ob es eine Alternative zum Kapitalismus gibt und welche Ideen dort der Anarchismus bieten kann. Ein Thema das bei den Förderern nicht so gut ankam. Mit Crowdfunding, minimaler Unterstützung kleiner Filmförderung und viel Engagement aller Beteiligten haben wir den Film ganz anarchistisch selbstorganisiert fertig gestellt und liefen dann mit 25.000 Zuschauern sehr erfolgreich in den deutschen Kinos. Beim Münchner Filmfest gab es sogar den Publikumspreis.
Mein dritter Film MEIN OPA, KARIN & ICH, feierte 2020 seine Premiere auf dem DOK.fest in München und ist eine sehr persönliche Auseinandersetzung über die Geschichte meines Opas, meiner Mutter und mir.
Leben
Film war immer nur ein Aspekt meines Lebens und ich stellte mir auch konkret die Frage, wie ich selbst Leben möchte. Nachdem der Traum von der eigenen anarchistischen Südseeinsel auf einer Klassenfahrt nach Kiew von unserer Geschichtslehrer als unrealistisch enttarnt wurde, suchte ich in Deutschland und der Schweiz nach einem Ort, an dem wir unserer Utopie von einem anderen Leben näher kommen konnten.
Über das Emmental, den Lassaner Winkel und Berlin landeten wir als Familie mit Freunden schließlich 2010 in einem kleinen Dorf in Brandenburg. Die Auseinandersetzung mit den Menschen, Pflanzen, Tieren und dem Land gibt mir Kraft und fordert mich heraus.
Auch weil wir selbst Gemüse in kleinen Stil anbauen und ich gleichzeitig sehe wie Landwirtschaft um uns herum betrieben wird, hat mich zu meinem letzten Film DAS KOMBINAT geführt. Ich wollte herausfinden, wie eine andere Form der Landwirtschaft aussehen könnte und ob wir dafür nicht auch eine andere Form des Wirtschaftens brauchen. Dafür hab ich 9 Jahre lang die größte Solidarische Landwirtschaft Deutschlands, das Kartoffelkombinat begleitet. Der Dokumentarfilm lief 2023 erfolgreich auf dem Münchner Filmfest, auf diversen Festivals und im Kino mit tollen Kooperation mit lokalen Initiativen. Daraus entstand auch die Idee hier in der Region ein Projekt zu initiieren, dass die Idee der Solidarischen Landwirtschaft bekannter und größer macht. Dazu wollen wir bestehende und sich gerade gründende Betriebe vernetzen und eine Dachstruktur aufbauen, die Verbraucher und Erzeuger zusammenbringt und Verbindung und Verbindlichkeit schafft.
Perspektiven
Filmisch beschäftigt mich aktuell die Frage wie eine Narrativ aussehen müsste, das uns hilft den Herausforderungen unserer Zeit etwas Positives entgegenzusetzen. Nach 25 Jahren Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltigkeit und Alternativen sehen ich die Notwendigkeit nochmal eine Schritt zurückzutreten und uns zu fragen, wie wir wirklich Leben wollen. Ich lerne gerade tolle Menschen kennen, die sich mit Kollaps, Musik, Lernen, Spiritualität, Trauma und dem guten Leben auseinandersetzen. Mal sehen wie sich daraus ein Film weben lässt…
Tonmann
Und zu guter Letzt mache ich den Ton bei Dokumentarfilmen. Das hilft nicht nur, den Lebensunterhalt zu sichern, sondern ist für mich auch immer wieder ein Lernprozess. Ich war nie auf einer Filmhochschule, und so darf ich bei vielen tollen Regisseurinnen und Regisseuren beobachten, wie sie ihre Geschichten erzählen.